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29. August 2021
Der Lerbach – wenn das Wasser steigt …
Der Name Lerbach wird entsprechend einer Sage mit einem leeren Bach erklärt. Aber ich bin dort aufgewachsen und habe den Lerbach niemals total leer wahrgenommen …
In den „Lerbacher Heimatblätter“ Nr. 48 (2018) wird ab Seite 72 unter dem Titel: „Der Lerbach – von der Quelle bis zur Mündung“ von Wolfgang Siegert über den Bachverlauf berichtet. In der gegenwärtigen Situation ist es aber an der Zeit, sich nochmals mit dem Lerbach zu befassen.
Der Ort Lerbach im Oberharz befindet sich in einem engen Tal in Ost-Südwest-Richtung zwischen der Clausthaler Hochebene bei Buntenbock und Osterode am Harz. Der Name wird entsprechend einer Sage mit einem leeren Bach erklärt. Aber ich bin dort aufgewachsen und habe den Lerbach niemals total leer wahrgenommen.
Bild 1: Das Lerbachtal in Ost-Südwest-Richtung – Foto: Google Earth
Der Lerbach entspringt oben im Kunzenloch als kleines Rinnsal und erhält Wasserzulauf von den nördlichen Hängen des Clausberg und den südlichen Heidelbeerköpfen.
Im Bereich des heutigen NEP (NaturErlebnisPark) und dem Gasthof Besenkammer versorgt der Bach bereits die Teichanlagen mit frischem Quellwasser. Dann unterquert der Lerbach erstmals den NEP und den Sportplatz in einem Gewölbe, bevor der Bach wieder offen in den Mühlenteich fließt. Dieser Teich hatte schon seit den Bergbauzeiten ab dem 16. Jahrhundert eine große Bedeutung für die Wasserregulierung im Lerbachtal.
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Offen plätschert der Bach am früheren „Armenhaus“ vorbei und unter der scharfen „Scheerschmidt-Kurve“ hindurch, am Haus „Landwehr“ vorbei bis zur Einmündung am Grubenweg mit dem Wasserzulauf des Lerbach aus dem Schiefertal (ich nenne ihn einfach den „Grubenbach“).
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Dann fließt der Lerbach weitgehend eng an und unter den Hinterhäusern vorbei bis zur Talbiegung am Henrikschen Haus, Friedrich-Ebert-Str. 23 mit dem Wasserzulauf von beiden Talseiten – nördlich vom Kuhkolk und südlich aus dem Backofental. Nach kurzer, offener Strecke verschwindet der Lerbach wieder in Gewölben unter den Häusern an der Güldenen Kirche.
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Dann wird das Lerbachtal immer enger und die Häuser und die Straße beanspruchen den Platz, sodaß der Bach oftmals mit seinen Einfassungen aus Grauwacke-Gestein nur mit kurzen offenen Strecken einsehbar verläuft. So plätschert der Lerbach bei normalen Wetterverhältnissen über weite Strecken des ca. drei Kilometer langen Tales.
Erst 1844 erhielt der Ort, der bis dahin über das Bachbett befahren wurde, eine befestigte Dorfstraße. Erwähnt werden soll in diesem Zusammenhang auch, dass der Verlauf von Wassergräben, die inzwischen zugeschüttet wurden und Wege sind, für den Bergbau und für Mühlen früher von großer Bedeutung waren. Solche Wege, die heute Graben genannt werden, gibt es noch hinter der „Alten Schmiede“, Friedrich-Ebert-Str. 37 bis zur „Klappe“, Friedrich-Ebert-Str. 44 und hinter dem „Hirtenhaus“, Friedrich-Ebert-Str. 71 bis zum Mühlengrund gegenüber vom „Hasenkrug“, Friedrich-Ebert-Str. 89.
Aber bei Starkregen und bei Schneeschmelze erhält der Lerbach erheblichen weiteren Wasserzulauf aus den seitlichen Taleinschnitten vom Lehmental, Jürgenskopf und Klappe, Ilsental, Gärtners Grund, Steintal, Schwarzenberg, Mühlengrund, Strülkenberg, Mühlental, Hopfenberg, Schafmeistertal, Hüttenkopf und Hengstrücken. Das Lehmental und Ilsental haben seit Jahren Sperrgitter zum Abfangen von Ästen, Geröll aus diesen Seitentälern, die immer wieder gereinigt werden müssen, um Überschwemmungen zu vermeiden. Diese Sperrgitter wurden schon vor vielen Jahren in EigenInitiative gebaut und regelmäßig gewartet von aufmerksamen Lerbachern wie Helmut Schönfelder (*1926-2017) mit Frank Koch (*1946) und weiteren Einwohnern.
Es gibt im Ort auch Bachbereiche, die besonders liebevoll behütet werden. Am Haus „Spendelpucherich“, Friedrich-Ebert-Str. 96 werden heimische Pflanzen gepflegt.
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Das Lerbachtal hat ziemlich häufig Regenfälle durch Steigungsregen, der am Harzrand bei Wolkenstau entsteht. Auch der frühere Hauptlehrer Ernst Bode (*1894-1949) hat täglich Wettermessungen gemacht und kolportiert, dass das Tal offensichtlich „der Pinkelpott des Herrn“ sei.
Erst durch den Bau der Kanalisation in den Jahren 1972 bis 1989 wird auch das Regenwasser teilweise aufgefangen und abgeführt.
Ein weiteres Problem: Überall zeigt sich krass das Waldsterben auch in den Lerbacher Wäldern. Über Aufforstungen mit besser geeigneten Baumarten oder Naturüberlassungen durch Wildwuchs wird noch diskutiert.
Bild 13: Waldsterben der Fichten-Bestände – Foto Kathrin Rieke
Bei starken Regenfällen haben die Wälder bisher das Wasser festgehalten, gebunden und Erdrutsche vermieden. Wie wird sich das in den nächsten Jahren auswirken?
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Ab dem Hüttenteich fließt der Bach weitgehend offen durch das Gelände und unter der Bebauung der Hütte hindurch bis zum Lerbacher Ortsende und mündet in der Kernstadt von Osterode am Harz in die Söse
Bild 16: In Osterode mündet der Lerbach in die Söse – Foto: Wikipedia
In Wikipedia ist nachzulesen, daß die Trinkwasserversorgung des Ortes Lerbach aus den Bach nach Aufbereitung durch das Wasserwerk zwischen 75 und 100 Prozent liegt.
Der Lerbach fließt schätzungsweise zu mehr als der Hälfte des Ortsverlaufes in Gewölben unter Strassen, Wegen und Häusern hindurch. Diese Überbauungen und Gewölbe sind erhebliche Engstellen. Diese müssen regelmäßig von den Behörden und Eigentümern kontrolliert werden. Dabei sind immer wieder Schäden festgestellt worden, deren Beseitigung mit teilweise hohen Kosten verbunden waren. Und hohe Kosten entstehen derzeit wieder, denn Untersuchungen der Gewölbe vom Alten Rathaus bis zum Liethweg haben einige gravierende Schäden gezeigt.
Bei Schneeschmelzen nach schneereichen Wintern schwillt der Lerbach oft zu einem reißenden Gewässer an. Erstaunlich, dass von großen Überschwemmungen und Gewölbeeinstürzen m.E. bisher nie etwas bekannt wurde. Oder kennt jemand Berichte aus den letzten Jahrhunderten über derartige Ausuferrungen des Lerbach?
Angesichts der derzeitigen Katastrophen in weiten Teilen der Welt und unseres eigenen Landes durch Überschwemmungen und Erdrutsche und deren Folgen, die teilweise vorher seit Menschengedenken nicht passiert waren, muß man Gefahren in vielen Bereichen offensichtlich neu bedenken. Es ist eine große Aufgabe, daraus die angemessenen Erkenntnisse und Maßnahmen zu bilden.
Mit harzlichen Grüßen
Wolfgang Gärtner
www.interform.de – gaertner@interform.de – 0211.403411
Hiermit erkläre ich, dass evt. Fehler bei den Quellenangaben unbeabsichtigt sind.